Unsere Geschichte

In und um die niederschlesische Kreisstadt Bunzlau entwickelte sich das Töpferhandwerk schon im Mittelalter besonders gut. Ursache war der hervorragende Ton, der sich dort durch das Eintrocknen eiszeitlicher Meere abgelagert hatte. Nicht nur das Handwerk, auch die gesamte schlesische Keramikindustrie erlangte später große Bedeutung für ganz Mitteleuropa. Die staatliche keramische Fachschule von Bunzlau war weltbekannt.

unser Ladengeschäft mit der Werkstatt in Leutershausen
unser Ladengeschäft mit der Werkstatt in Leutershausen

Liebevoll nannten die Schlesier ihre Tongefäße „Bunzeltippel“. Diese wurden vor allem durch fahrende Händler und über Märkte vertrieben. Zwei Arten der in großer Vielfalt produzierten Gefäße gab es, die besonders beliebt und bekannt wurden: Das lehmglasierte Braungeschirr (Kochtöpfe, Milchsatten, Babeformen – Kuchenformen -, Einlegetöpfe und ähnliches war wegen seiner hohen Qualität und teilweise wegen seiner Ofenfestigkeit erfolgreich. Als Geschirr für Küche und Tisch war das „Pfauenauge-Dekor“ (Blaue Ringe, braune Punkte u.ä.) in vielen Varianten besonders beliebt und bekannt.

Der junge Meister August Seiler gründet im Jahre 1868 seine Werkstatt in Naumburg am Queis, ca.12 km von Bunzlau entfernt. Diese Kleinstadt kann in ihrer Blütezeit ca. 20 Töpfereien vorweisen! Wirtschaftlichen Auf- und Abstieg erlebt die Töpferei, die im Jahre 1906 vom Sohn Oswald übernommen wird, der leider im 1.Weltkrieg fällt. Seine Frau Anna leitet die Werkstatt, bis ihr Sohn Gerhard Seiler (geb.1907) nach dem Besuch der Bunzlauer Fachschule die Leitung übernimmt. Die verwandtschaftliche Töpferei Droth aus Ullersdorf wird integriert. Wieder muß der Meister in den Krieg ziehen und diesmal leitet Frau Charlotte Seiler die Töpferei bis zur Vertreibung 1945.

Sie kommt nach längerem Aufenthalt im Sudetenland mit ihrer Tochter Birgit nach Mittelfranken. Vater Gerhard wartet in französischer Gefangenschaft auf die Heimkehr. Inzwischen hat seine Frau bereits ein verfallenes Töpferhäuschen in Leutershausen bei Ansbach gefunden. Hier beginnt die Töpferei Seiler 1948 ein zweites Mal. Tante Emma Droth steigt mit ein und ist bald eine der großen Stützen des Familienbetriebes. Sie und die „Meestern“ Charlotte verkaufen auf unzähligen kleinen und großen Märkten die Seilerschen Töpferwaren.

Birgit und Friedrich Moll übernahmen 1975 die Töpferei von Schwiegervater Gerhard Seiler
Birgit und Friedrich Moll übernahmen 1975 die Töpferei von Schwiegervater Gerhard Seiler

Um in der fränkischen Provinz erfolgreich zu sein, muß man die tönernen Produkte den hiesigen Bedürfnissen anpassen. Es entwickelt sich ein Stil, der zwar noch viele schlesische Elemente enthält, aber doch in Farben und Dekoren immer fränkischer wird. Der alten Bunzlauer Töpfer-Tradition bleibt man trotzdem sehr verbunden, indem man typisches Bunzelgeschirr aus anderen Werkstätten dazu kauft.
Mit der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung des Westens erlebt auch die Töpferei einen sehr erfolgreichen Aufstieg, der 1965 in einem schönen Werkstatt-Neubau gipfelt. 1975 übernehmen Tochter Birgit mit ihrem Mann, dem Töpfermeister Friedrich Moll, den jetzt weit über Mittelfranken hinaus bekannten und erfolgreichen Handwerksbetrieb.

Eine große Rolle spielen neben der Geschirrherstellung die keramischen Wandgestaltungen, die hier mit Künstlern ausgeführt werden. Das Seiler-Geschirr – inzwischen ein unverwechselbares Leutershäuser Produkt – wird vor allem über Märkte, Wiederverkäufer und den immer größer werdenden Laden vertrieben. Moderne Glasuren halten Einzug ins Sortiment, wo noch immer die hohe Gebrauchsfähigkeit, verbunden mit kunstvoller Schönheit der entscheidende Maßstab ist.

Sehr viel Konkurrenz und geänderte Lebensgewohnheiten stoppte den Höhenflug der Firma Seiler. So erlebt die Töpferei Seiler das neue Jahrtausend als zwar kleinerer, aber unvergleichlich interessanter und vielseitiger Kunsthandwerksbetrieb. Neue Ideen werden umgesetzt und führen zu einzigartiger Vielfalt im Angebot …trotzdem wird die berühmte alte Tradition der schlesischen Töpferkunst hoch gehalten.